Endlich gibt es einen ausführlichen Bericht zur Landesmeisterschaft in NRW. Es war für uns der 3. Wettkampf in Folge, weswegen es auch schwierig war das Tempo zu halten, was die Aktualität unserer Beiträge betrifft. Dafür entschuldige ich mich, während ich (Julian) schon in Ungarn bei dem 4. Wettkampf innerhalb von 5 Wochen bin.Jedenfalls war unser Eindruck dieser Landesmeisterschaft zum größten Teil ein sehr positiver. Und somit war diese LM der bisher bestorganisierteste Wettkampf bei unserem „Powerlifting Marathon“. Mehr dazu am Ende, denn es soll um die Athleten gehen – so wie auch bei jedem Wettkampf.Betreut haben wir an diesem Wettkampf 5 Leute, einer davon aus unserem gesponserten DS Athletenteam. Der jüngste in unseren Reihen war Mehrjar Yahyavi Sarab mit nur 17 Jahren. Der Moderator hatte viel Spaß beim Ausrufen dieses Namens. Das Programming haben wir erst jetzt nach dem Wettkampf übernommen, aber am Wettkampf selbst haben wir ihn trotzdem schon betreut.Jedenfalls war das Ergebnis viermal 1. Platz und einmal 2. Platz in den jeweiligen Klassen. Außerdem mit unter den Reihen der stärkste Jugend Lifter, der drittbeste Junior und bei den Aktiven auch noch mal Platz 2 nach Wilks (Relativwertung). Vom Ergebnis her recht schön, aber an diesem Wettkampf lief es trotz top Organisation am wenigsten glatt. Bei den zurückliegenden zwei Wettkämpfen gab es beinahe keine Fehlversuche und auch sonst lief fast alles perfekt nach Plan. In Herten wollte es nicht ganz so laufen.
Versuche und Ergebnisse unserer Athleten | Tag 1
Als erstes war Janina dran. Die Kniebeuge lief komplett nach Plan und sie packte die 100 kg im Dritten (PR). Beim Bankdrücken sind wir wie immer relativ schwer rein und haben im 3. Versuch gepokert. Wobei man das eigentlich nicht so nennen kann, weil man nichts zu verlieren hat. 50, 52,5 und 55 kg waren die Versuche. Die 55 kg waren an dem Tag noch zu schwer, die 52,5 kg waren aber bereits ein weiterer PR.Bisher lief alles ganz gut, aber beim Heben war der Opener mit 112,5 kg schon schwerer als gedacht, wir steigerten trotzdem auf 122,5 kg, welche auch noch hochgingen, aber langsam waren. Weitere 5 kg wollten wir mit 127,5 kg holen, welche sich aber nicht vom Boden bewegten. Mit 7/9 gültigen Versuchen und 275 kg Total hatte sie immerhin einen 20 kg Total Rekord sicher. Es war ein sehr gelungenes Comeback, wenn auch kein perfektes. Aber nach so viel Training mit einigen Einschränkungen kann man sehr zufrieden sein![caption id="attachment_2891" align="aligncenter" width="960"]
Janina[/caption]Weitere drei Athleten durften am Nachmittag zusammen starten. Gordon Jasper, Mehrjar Yahyavi Sarab und Moritz Johnen. Das noch relativ junge Trio hat sich trotz einiger Komplikationen sehr gut geschlagen. Mehrjahr war im Erstversuch nicht tief genug, Moritz verlor nach seiner dritten Kniebeuge das Gleichgewicht und machte einen Schritt nach hinten, weiterhin gab es auch noch beim Bankdrücken Ungültige wegen Fußfehlern bei den beiden.Gordon kam dort mit maximal einer roten jeweils noch davon.Mehrjar beugte somit 177,5 – 177,5 und 180 kg jeweils in den Versuchen, da ihm einfach noch die technische Sicherheit fehlte. Nur der erste Versuch war ungültig. Moritz brachte 195 und 210 kg in die Wertung. Seine noch relativ leichten 217,5 kg im dritten Versuch waren leider nicht gültig. Gordon hatte mit 180 – 192,5 und 197,5 kg alle Versuche gültig und wohl noch etwas Luft nach oben.
Bro Tipp: Nach einem ungültigen Versuch solltest du das Gewicht NICHT erhöhen, sondern wiederholen!
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Moritz[/caption]Beim Bankdrücken mussten wir bei Mehrjar und Moritz den Erstversuch wiederholen, da die Füße anscheinend nicht komplett am Boden waren. Mehrjar hatte dann 117,5 kg im Zweiten und 125 kg im dritten Versuch gültig. Bei Moritz waren es 130 kg nachdem er das Gewicht vom ersten Versuch wiederholte und 137,5 kg, welche er beide ohne seinen normal angewandten Leg Drive, relativ locker drücken konnte. Er hatte Angst vor weiteren ungültigen Versuchen und hat deshalb den Leg Drive weggelassen. Gordon kam relativ souverän mit 125 – 130 – 132,5 kg durch. Da es sein erster voller Kraftdreikampf war, wollten wir auch hier nicht höher gehen, obwohl noch Luft war. So konnte er erstmal gültige Versuche machen, was er auch super umgesetzt hat.[caption id="attachment_2893" align="aligncenter" width="960"]
Gordon[/caption]Beim Kreuzheben blieben wir weiterhin sehr konservativ ohne verrückte Steigerungen. Mehrjar bewältige souverän 195 – 215 – 227,5 kg mit 3 gültigen Versuchen und Luft nach oben. 195 – 212,5 – 222,5 kg hatte Moritz alles gültig in der Wertung. Auch hier lag das eigentliche Ziel und Potential wohl höher, aber wenn es mal nicht so läuft, will man oft nichts mehr riskieren.Gordon machte mit seinen letzten 3 Versuchen den Tag perfekt. 200 – 220 – 235 kg gingen in die Wertung und er konnte entspannt nach Hause gehen. Für seinen ersten Kraftdreikampf wirklich ein super Ergebnis! Er macht übrigens alles ohne Gürtel und Kniebeugen nur in weichen Rehband Stulpen.
Die Ergebnisse | Tag 1
Mehrjar hatte somit 532,5 kg Total als Jugendathlet bei 95,15 kg. Der Stärkste in der Jugend war er auch. Mal sehen wie er sich bis zur deutschen Meisterschaft im Oktober entwickeln kann.Moritz hatte nur 570 kg Total, was nicht seinem Leistungsniveau entsprochen hat, aber dennoch ein respektables Total als Junior in der -93 kg Klasse ist. Er erreichte den 2. Platz und den 3. Platz in der Juniorengesamtwertung.Gordon packte 552,5 kg Total und 9/9 gültige Versuche bei nur 94,05 kg. Wir hielten es nicht für nötig deshalb eine Klasse nach unten zu gehen. Auch bei Gordon schlummert noch viel Potential![caption id="attachment_2894" align="aligncenter" width="960"]
Mehrjar[/caption]
Tag 2 | Friedrich von Hennig
Zu allerletzt war am Tag 2 unser DS Athlet Friedrich von Hennig dran. Der adelige Heber aus dem Norden hatte nicht seinen allerbesten Tag, aber wir sind dennoch zufrieden. Er ist zwar mitten in seinem „Bulk“, also in der Gewichtszunahme, dennoch hat er beinahe 3 kg abgenommen und er hat sich mit vollem Magen mit nur 98,95 kg eingewogen. Also ist er ungewollt deutlich leichter als im letzten Wettkampf. Dieses Problem sehen wir sehr ernst, da er in der -105 kg Klasse nur mithalten kann, wenn er auch ein dementsprechendes Körpergewicht hat. Das Niveau ist hoch – die Ziele auch.In der Kniebeuge gingen wir mit 225 kg rein und 240 kg packte er auch im zweiten Versuch. Da die 240 kg aber ungewöhnlich schwer waren, versuchten wir nur 245 kg im Dritten. Doch nicht mal die gingen hoch. Somit musste er sich mit einem 2,5 kg PR in der Kniebeuge begnügen, was weniger war, als wir uns erhofft hatten.Beim Bankdrücken gingen wir deshalb etwas leichter als geplant rein. 147,5 kg meisterte er spielend in seinem Erstversuch. 155 kg waren als nächstes dran, diese hatten aber einen Wackler drin, also steigerten wir nur auf sehr konservative 157,5 kg, die wieder etwas besser hochgingen als der Zweite. Somit auch hier nur ein 2,5 kg PR.Seine dritte Kniebeuge sollte der letzte Versuch sein, welcher sich als zu schwer erweisen würde. Wir wollten kein Risiko mehr eingehen. Beim Kreuzheben bewältigte er sehr lockere 275 kg und 302,5 kg in den ersten zwei Versuchen. Sogar Lockout-Probleme gab es gar keine.Wir beließen es trotzdem bei konservativen 317,5 kg für den letzten Versuch. Leider hatte er einen kleinen Wackler kurz vor dem Lockout, nachdem er seine Knie gestreckt hatte. Es war live kaum zu erkennen, aber im Video sieht man in Zeitlupe, dass die Hantel wirklich ein paar Millimeter nach unten geht und es somit eine korrekte Entscheidung war. Oftmals wird auch schon bei einem Stehenbleiben eine subjektive Abwärtsbewegung wahrgenommen und „gecalled“, was aber hier nicht der Fall war. Es war ein in dem Fall sehr strenges, aber faires Judging der Kampfrichter.Da es bei Friedrich auf diesen Versuch ankam, gab es keinen Total PR für ihn. Da das Gewicht aber gut hochging und sogar leichter war als erwartet, machen wir uns deshalb keine zu großen Gedanken.Letztendlich hatte er ein 700 kg Total und 427,77 Wilks bei 98,95 kg Körpergewicht. Damit holte er sich den ersten Platz bei den -105 kg Aktiven und den 2. Platz in der Relativwertung aller aktiven Heber.Seine Ernährung wird jetzt aber genauer beobachtet und stellt wohl derzeit den limitierenden Faktor dar. Wenn wir das bis zur DM hinkriegen, kann es nur besser werden.[caption id="attachment_2896" align="aligncenter" width="1471"]
Friedrich bei seiner Lieblingsdisziplin[/caption]
Wettkampfablauf und Organisation
Nun kommen wir noch zu dem Wettkampf an sich. Die Wettkampfstätte ist an sich sehr gut geeignet. Die Beleuchtung war super, was jeden Filmer und Fotograf sehr erfreut. Das sind die Leute, die den Sport nach außen tragen und zum Teil so gut Werbung machen, also nicht ganz zu vernachlässigen.Die zeitliche Organisation war beinahe perfekt. Es wurden sogar zwischendurch Durchsagen gemacht, wann womöglich die nächste Gruppe genau startet. Somit ein zusätzlicher Service, der nicht zum Standard gehört. Dies hat den Job der Betreuer stark erleichtert.Der Sprecher war dieses Mal auch wieder in Topform und ist meiner Meinung nach eine gute Wahl für die DM, falls er nicht sowieso schon in Erwägung gezogen wird. Je nachdem ob man sich auf lokale Sprecher beschränkt oder eben nicht.Die Ausrüstung auf der Plattform war auch super, die Stecker machten im Gesamten einen sehr guten Job. Hier und da kleine Patzer sind normal und professionelle Stecker gibt es nicht an jeder Ecke zu mieten. Der Aufwärmbereich war insgesamt sehr geräumig und genug Ausrüstung stand auch zur Verfügung. Es gab sogar eine Wettkampf Kombi im Aufwärmbereich.Nur der Boden ist etwas zu rutschig für viele Sumo Heber, was den ein oder anderen Heber zu Notlösungen treiben kann. Vielleicht findet man da noch eine Lösung. Durch eine Gummimatte war es aber auch für die Sumo Heber möglich sich gut aufzuwärmen.
Es gibt auch negative Kritik
Negatives gab es nicht viel, aber auch hier gab es eine Kehrseite die wir ansprechen wollen. Das Judging war im Gesamten sehr solide, wenn auch teils sehr einseitig streng. Phasenweise wenn es um die Füße ging, die wenige Mikrometer vom Boden abgehoben sind oder bei anderen Dingen. Beim Kreuzheben war subjektiv meistens etwas sehr locker, teils dann wieder überstreng, wo man sogar an einer EM damit durchkommen kann. Das ist aber natürlich alles erstmal eine Einzelwahrnehmung und außerdem durch viele verschiedene Kombinationen des Kampfgerichts schwer zu verhindern.Was man aber objektiv und knallhart bemängeln muss, ist die verwendete Anzeige. Es wurde keine elektrische Anlage mit Leuchten verwendet, sondern pro Kampfrichter zwei Kellen - weiß und rot. (Kellen werden normalerweise in keinem Sport, bzw. nur auf Spaß-Wettkämpfen verwendet)Man muss sich die Frage stellen: Warum wurde keine Kampfrichteranlage verwendet?Ohne dass der Kampfrichter etwas dafür kann, greift er oftmals frühzeitig zu der Kelle, die er verwenden wird. Andere schauen oft unbewusst schon mal rüber, sehen im Augenwinkel wie zu einer bestimmte Kelle gegriffen wird. Das zu unterbinden ist beinahe unmöglich. Es führt zwar zu vielen einstimmigen Entscheidungen, aber keinerseits dazu, dass drei unabhängige Meinungen die Gültigkeit des Versuchs festmachen.Es ist eben genauso als würde man bei der Bundestagswahl in einem Raum ohne Sichtschutz seine Stimme abgeben und ohne es zu wollen sieht man vielleicht wie sich die Anderen entscheiden.
Es ist einfach nur menschliches Verhalten und keine Kritik am Individuum, sondern am System.
Man schützt sich vor sich selbst, in dem man sowas von Anfang an unterbindet. Entscheidungen solcher Art müssen unabhängig sein, sonst verliert das Kampfgericht seinen Wert. Da können noch so gute Kampfrichter sitzen, es wird nicht funktionieren. Vielleicht nicht bei jeder Entscheidung, aber oftmals spielt es eine wahrzunehmende Rolle. Egal was für Mühen es kostet diese Anlage herzuschaffen – es lohnt sich. Diese Erfindung hat durchaus seinen Sinn und trägt einfach zur Professionalität des Sports bei.
Warum kritisieren wir Wettkämpfe? Was nehmen wir uns eigentlich da raus?
Warum? Weil wir wollen, dass sich der Sport verbessert. Dies kann nur passieren, wenn Probleme oder Verbesserungsmöglichkeiten angesprochen werden und dazu nutzen wir als Online Plattform eben auch unsere Reichweite in Kombination mit der Sichtweise eines Coaches, Betreuers, Hebers oder auch nur Zuschauers.
Können wir selbst überhaupt Wettkämpfe organisieren und es besser machen?
Nein, das können wir nicht. Aber genauso wie wir als Coaches von unseren Athleten oder Kunden, die nicht selbst coachen, für unser Coaching kritisiert werden können, können wir als "Nicht-Veranstalter" die Organisation eines Wettkampfes kritisieren bzw. Feedback geben.Wir denken und hoffen, dass einige Leute sich unser Feedback durchlesen und eventuell ja sogar der gleichen Meinung sind und es umsetzen werden. Manche werden es vielleicht unsympathisch finden, dass wir unsere Meinung öffentlich kundtun, aber damit können wir leben.Danke an alle Helfer, dem Veranstalter, den Kampfrichtern, Steckern und Athleten. Es war wirklich ein sehr gelungener Wettkampf! Ihr sorgt dafür, dass der Sport so weiterbestehen kann und sogar wächst!
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